Adieu Tannenweg – ein alter Verbindungsweg verschwindet und hinterlässt eine Lücke in Borchen
Als vor über hundert Jahren Kirchgänger nach und nach einen Weg von Nord- nach Kirchborchen ertrampelten war nicht absehbar, welche Diskussionen die Trasse immer wieder auslösen würde. Der damals im Volksmund noch Kirchweg genannte Tannenweg gehört immerhin zu den Themen, die die Borchener Politik am häufigsten beschäftigt haben. So berichtete die NW beispielsweise 2015 von einer Debatte über den Weg. Doch damit könnte nun Schluss sein: Nachdem ein Ingenieurbüro im Rat (24. August 2023) vier verschiedene Ausbauvarianten präsentierte, entschied sich die Mehrheit überraschend für eine fünfte Lösung. Der Weg wird nach mehr als hundert Jahren aufgegeben, entwidmet und zukünftig als Grünfläche definiert.
Lange Debatte um einen nun aufgegebenen Borchener Weg
Stein des Anstoßes war der langjährige Wunsch nach trockenen Füßen und ein einstimmiger Ratsbeschluss, den viel genutzten Fußweg zwischen Kastanienweg und Ahornweg zu befestigen. Regen und Schnee hatten die Trasse zu oft unpassierbar gemacht. Bereits 2001 war das Baugebiet inklusive dem Weg beschlossen worden, der dann bis zum geplanten Endausbau 2015 wie vergessen wirkte. Nach mehr als 14 Jahren des Abwartens waren 110.000 für die damals noch geplanten Lampen und eine Pflasterung dann doch zu teuer. Obwohl die Route zu diesen Zeitpunkt längst intensiv genutzt wurde, entschied sich der Rat damals für eine Naturvariante mit nur wenig Befestigung und damit eben gegen eine dauerhafte Lösung.
Leider nicht rechtens: DIN 18040 macht Vorgaben an einen Weg
Es hätte doch so einfach sein können, gäbe es nicht immer wieder Diskussionen um einen zumindest teilweise befestigten Weg und gäbe es nicht schließlich auch den Gesetzgeber mit seinen verbindlichen Vorschriften. So informierte das Ingenieurbüro Schwanitz den Rat, dass seit 2014 in der DIN 18040 geregelt ist, wie ein Fußweg gestaltet sein soll. Und nach dieser Definition ist und war der aktuelle Weg nicht rechtssicher. Er entspricht weder der Vorgabe nach Eben- und Trittsicherheit noch der Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen. Hinzu kommt die Verkehrssicherungspflicht als zweite Anforderung, die den aktuellen Zustand des Weges nicht länger ermöglicht.
Ahörner stehen als Flachwurzler im Weg und verhindern den Ausbau
Vier Lösungsvarianten mit Vor- und Nachteilen wurden als Handlungsoptionen vom Ingenieurbüro vorgestellt, die vom Hackschnitzelweg bis zur Pflastervariante reichten, um der DIN und weiteren Regelungen zu entsprechen. Doch dann ist da noch ein weiteres Problem mit diesem Fußweg: Jahre zuvor waren Ahörner „in Hinblick auf einen künftigen Ausbau“ zu einem Fußweg gepflanzt worden und genau diese Bäume machen eine Lösung nun teuer. Der Ahorn gehört zu den Flachwurzlern, so dass er nun einem Weg im wahrsten Sinne im Wege steht. Bereits jetzt sind die Wurzeln durch Fußgänger und Hunde beschädigt und bedrohen die Lebensfähigkeit der Bäume dauerhaft. Würde nun ein normaler Weg mit Erdarbeiten angelegt, wären die Bäume maximal bedroht. Wurzelsperren und -überbauungen sind nach Hinweis des Ingenieurbüros ein mögliches Szenario, doch machen das Projekt der zahlreichen vergangenen Fehlentscheidungen teuer.
Gefährdete Bäume, Fehlentscheidungen und eine fehlende Verbindung
Die nun getroffene Ratsentscheidung gegen die Stimmen der FWB, den Weg zukünftig aufzugeben und zu entwidmen, erscheint daher aus erster Sicht konsequent. Doch mit dem Aufgeben der Trasse fehlt eine wichtige Querverbindung und Borchener Geschichte geht verloren. Ob mit der Entwidmung dann eine Sperrung des Weges erfolgen muss ist ebenso ungeklärt, wie auch die Frage, ob die Haftung für Passanten zukünftig ausgeschlossen ist. Die vorhandenen Bäume sind bereits jetzt geschädigt und würden weiterhin geschädigt. Umso mehr bleibt die Frage, ob nicht zwanzig Jahren nach dem Ursprungsbeschluss einen Weg anzulegen und mehr als zehn Jahre nach der Entscheidung die flachwurzelnden Bäume dort zu pflanzen, nun der Zeitpunkt gewesen wäre, den Weg einmal so anzulegen, wie es eigentlich schon vor zwanzig Jahren hätte erfolgen sollen.
Als Freie Wählergemeinschaft Borchen FWB hätten wir hier einen fachmännisch angelegten Hackschnitzelweg als eine ebenso gute Variante gesehen wie auch eine wassergebundene Decke oder eine Pflasterung.
Hundert Jahre nach dem Ursprungsweg bleibt zumindest etwas Gutes: Sowohl in Nord- und Kirchborchen gibt es eine Kirche, so dass die Kirchgänger die Route nicht missen werden.